Palettenhandling im Stress-Test: Von Polen bis Palettenpooling – was funktioniert wirklich?
Der Palettentausch klingt in der Theorie simpel: Ein LKW bringt 33 leere Paletten zur Ladestelle, übergibt diese, bekommt 33 beladene Paletten zurück, liefert sie beim Empfänger ab und nimmt dort wieder 33 leere Paletten auf.
Doch die Realität zeigt: Palettentausch Probleme gehören seit Jahrzehnten zum Alltag in der Logistik.
Seit über 20 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema – und noch immer gibt es keine flächendeckende, reibungslose Lösung.
Wo die Probleme beim Palettentausch beginnen
- Fehlende Paletten bei Abholung: Viele Fahrer haben gar keine Paletten dabei. Das sorgt schon an der Rampe für Verzögerungen.
- Platz auf der Ladefläche: Leere Paletten mitzunehmen kostet Stellplätze – und damit bares Geld.
- Qualität der Paletten: Fahrer geben gute Paletten ab, bekommen aber beschädigte zurück. Diskussionen sind vorprogrammiert.
- Hoher administrativer Aufwand: Reklamationen, Palettenscheine, Rücksprachen mit Kunden, Versendern und Empfängern – Studien beziffern den Aufwand auf rund 4 € pro Tausch, meist zulasten der Frachtführer oder Spediteure.
Praxisbeispiel: Polen Palettentausch im Getränketransport
Besonders deutlich wurde das Thema bei einem Auftrag für einen Kunden aus der Getränke-Branche.
Wir lieferten regelmäßig in ein Zentrallager eines polnischen Discounters – auch in Deutschland ein bekannter Name.
Dort lief der Polen Palettentausch allerdings nach eigenen Regeln:
- Fahrer erhielten schlechtere oder beschädigte Paletten zurück.
- Diskussionen mit dem Verladepersonal waren Alltag.
- Das Lager sicherte sich ab – mit einem Schild am Ausgang:
„Mit Verlassen des Geländes erlischt jeglicher Anspruch auf Paletten.“
Das Ergebnis: Kaum ein Frachtführer wollte noch dorthin fahren. Die Transportkosten für unseren Kunden stiegen erheblich.
Sein Ruf in der Branche litt, da er als „unkomplizierter Partner“ verbrannt war.
Dieses Beispiel zeigt: Schlechtes Palettenhandling kann nicht nur Kosten, sondern auch Vertrauen und Marktanteile zerstören.
Marktbedingungen als zusätzlicher Faktor
Die Bereitschaft zum Palettentausch hängt stark von der aktuellen Marktsituation ab:
- In Zeiten knapper Kapazitäten suchen sich Frachtführer die lukrativsten Aufträge – oft ohne Palettentausch.
- Wenn sie dringend Ladungen brauchen, akzeptieren sie auch Transporte mit Tausch, trotz Mehraufwand.
Der Palettentausch bleibt also ein Schwankungsfaktor, der die Planung erschwert.
Palettenhandling: Ansätze und Alternativen
- Palettenpooling / Paletten pooling: Pooling-Dienstleister verwalten zentrale Bestände. Frachtführer können Paletten an Depots aufnehmen und andernorts wieder abgeben.
- Paletten-Rückführungen: Manche Versender sammeln Paletten beim Empfänger und fahren sie in Komplettladungen zurück. Vorteil: Es sind meist die gleichen Paletten – hundertprozentig sicher ist das aber nie.
- Palettenkosten berechnen: Einige Lieferanten geben die Kosten an ihre Kunden weiter. In wettbewerbsintensiven Märkten ist das jedoch oft ein Nachteil.
Kostenfaktor Palettentausch (DSLV-Studie 2022)
Eine Studie im Auftrag des Bundesverbandes Spedition und Logistik e.V. (DSLV), durchgeführt von Prof. Dr. Dirk Lohre, hat die Kosten der Leerpalettenabwicklung untersucht. Das Ergebnis: Der Palettentausch verursacht im Schnitt Kosten von rund 5,70 € pro Palette. Je nach Qualitätsanforderung (z. B. nur neue oder hochwertige Paletten) können diese Kosten sogar auf über 6,70 € pro Palette ansteigen.
Die Studie macht damit deutlich: Der Palettentausch ist nicht nur organisatorisch und logistisch herausfordernd, sondern auch ein klar messbarer Kostenfaktor, der erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Transporten hat.
EPAL setzt auf QR-Technologie
Auch die EPAL geht neue Wege, um die Herausforderungen des Palettentauschs digital zu meistern. Mit der EPAL Europalette QR und der dazugehörigen EPAL Pallet App setzt der Verband auf moderne Technologien: Paletten lassen sich per QR-Code in Echtzeit scannen, verfolgen und verwalten. Dadurch werden manuelle Eingaben reduziert, papierbasierte Prozesse eliminiert und Transparenz über Bestände und Bewegungen geschaffen, sowohl intern im Unternehmen als auch im Austausch mit Partnern. Ziel ist es, Verluste zu minimieren, die Effizienz zu steigern und Palettenlogistik nachhaltig in die digitale Zukunft zu führen.
Unser Ansatz: Flexibles Palettenhandling
Eine universelle Lösung für den Palettentausch gibt es (noch) nicht. Deshalb setzen wir auf Flexibilität und individuelle Konzepte:
- Jeder Versender, Empfänger und Transport ist anders.
- Wir gestalten maßgeschneiderte Paletten- und Transportprozesse, die zu Ihren Anforderungen passen.
- Ob klassischer Palettentausch, Palettenpooling oder alternative Lösungen – wir finden den besten Weg.
Haben Sie eine besondere Herausforderung beim Palettenhandling? Fordern Sie uns heraus – wir entwickeln die passende Lösung!
Fazit: Palettentausch bleibt ein Dauerproblem – aber nicht unlösbar
Seit über 20 Jahren begleitet mich das Thema Palettentausch. Die Vielzahl an Variablen, von Qualität und Verfügbarkeit über Abläufe bis hin zu Marktbedingungen – macht es zu einem der komplexesten Themen in der Logistik.
Und in dieser Zeit sind unzählige Lösungsansätze und Systeme auf den Markt gekommen: vom klassischen Tauschverfahren über Pooling-Modelle, digitale Tracking-Tools bis hin zu softwaregestützten Palettenkonten und QR-basierten Prozessen.
Alle diese Ansätze bieten enormes Potenzial, doch ihre Wirksamkeit hängt stark davon ab, welche Lösung zu den individuellen Anforderungen des Unternehmens passt. Was für den einen Verlader eine deutliche Effizienzsteigerung bedeutet, kann für den anderen unnötig komplex oder kostenintensiv sein.
Genau hier liegt der entscheidende Punkt: Erfolg entsteht dort, wo Technik, Erfahrung und Verständnis für die Kundenprozesse zusammenkommen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diese Vielfalt an Möglichkeiten zu durchdringen, zu bewerten und für jeden Kunden die maßgeschneiderte Lösung zu gestalten und zwar unabhängig davon, ob sie digital, klassisch oder hybrid ist.