190 Millionen Euro Steuerverschwendung: Das Scheitern der Oberleitungs-LKWs

Die Diskussion um Oberleitungs-LKWs, auch bekannt als O-LKWs oder E-LKWs, hat in der Transportbranche erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Besonders im letzten Jahr, als bereits ein Scheitern dieses Millionenprojekts medial die Runde machte, flossen bei dem einen oder anderen steuerzahlenden Logistiker die Tränen. “Das hätte man doch vorhersehen können” und von vermeintlichen Träumereien ideologiegetriebener Politiker war in den Kommentarzeilen zu lesen. Und innovativ ist diese Technologie auch nicht wirklich, denn wer regelmäßig in den osteuropäischen Ländern wie Polen oder Tschechien unterwegs ist, dem sind vielleicht bereits Trolleybusse oder auch Oberleitungsbuse entgegengekommen. Bereits vor über 100 Jahren wurden bereits Verbrenner-Fahrzeuge mit Elektro-Antrieben und Oberleitungen entwickelt. 

Ursprünglich sind Oberleitungs-LKW als vielversprechende Lösung zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Güterverkehr gepriesen worden. Nun zeigen sich aber bei näherer Betrachtung zahlreiche Schwachstellen und Herausforderungen. Die Realität der Oberleitungs-LKWs erweist als viel komplexer und sind weniger effizient als anfangs angenommen. Während eines Pilotversuchs zwischen Lübeck und Reinfeld konnten zwar die CO2-Emissionen halbiert werden, doch diese Ergebnisse dürfen nicht über die grundlegenden Probleme dieser Technologie hinwegtäuschen. 

Betrachtet man die immensen Kosten, die mit dem Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Oberleitungen in Europa verbunden sind, verschlingt so ein Projekt nicht nur enorme finanzielle Ressourcen, sondern führt auch zu regelmäßigen Straßensperrungen durch Wartungsarbeiten, was zusätzliche wirtschaftliche Belastungen mit sich bringt. Darüber hinaus bleibt der Bedarf an einem Dieselantrieb bestehen, da LKWs auch auf Strecken ohne Oberleitungen fahren müssen. 

Neue Perspektiven für bereits investierte Infrastrukturen 

Aber was passiert nun mit den bereits in die Oberleitungstechnologie investierten Strecken? Schließlich hat der Steuerzahler hier bereits 190 Millionen Euro investieren müssen und diese sollten doch bitte nicht nur als Industrie-Subvention für die beteiligten Unternehmen verstanden werden, sondern auch als Investition in die Zukunft und Nachhaltigkeit unserer Wirtschaft. Eine potentielle Antwort auf diese Frage könnte der Schlüssel zu einer möglichen Innovation sein. Anstatt diese Strecken als Fehlinvestition abzuschreiben, könnten wir sie als Testfelder für weiterentwickelte Technologien nutzen, die die Ladeeffizienz während der Fahrt maximieren und gleichzeitig die Betriebskosten senken. 

Ein innovativer Ansatz könnte z.B. darin bestehen, die Oberleitungen gezielt einzusetzen, um LKWs während der Fahrt auf bestimmten Streckenabschnitten aufzuladen. Diese Methode würde es ermöglichen, Elektro-LKWs viel effizienter zu nutzen, ohne dass sie für längere Zeit zum Laden anhalten müssen – ein Prozess, bei dem kein Geld verdient wird und der Fahrer weiterhin entlohnt werden muss.  

Die ewige Verschwendung von Steuergeldern in Verkehrsprojekten 

In einem Umfeld, in dem die politische Landschaft sich zunehmend auf reine Elektroantriebe konzentriert und die Verfügbarkeit von Ladestationen nach wie vor begrenzt ist, könnte diese Form der „dynamischen Aufladung“ wirklich fortschrittlich und effizient sein. Sie würde es den Speditionen ermöglichen, die Vorteile der Elektrifizierung zu nutzen, ohne auf langwierige Ladestopps angewiesen zu sein. 

Ob das jetzt in irgendeiner Weise praktikabel sein oder umsetzbar sein könnte, weiß ich selbst leider auch nicht. Aber wenn man nicht andauernd Steuergelder für unnütze Projekte aus dem Fenster werfen möchte, dann sind Überlegungen hinsichtlich Optimierung und Weiterentwicklung der bereits bezahlten Projekte doch das am naheliegendsten.  

Effektive Nutzung von Steuergeldern

Die Geschichte gescheiterter Verkehrsprojekte in Deutschland ist leider oft eine Chronik der Verschwendung. Milliarden von Steuergeldern wurden bereits in Projekte gesteckt, deren Nutzen fragwürdig bleibt. Diese Tatsache wirft eine wichtige Frage auf: Sollten wir nicht für bestimmte Schlüsselpositionen in Ministerien einen fachlichen Bildungsstandard voraussetzen? Die Entscheidungsträger, die über die Allokation solch enormer Summen bestimmen, sollten ein tiefgreifendes Verständnis für die Technologien und Strategien besitzen, die sie befürworten.  

Es ist an der Zeit, dass wir die tatsächlichen Kosten und den Nutzen von Verkehrsinfrastrukturprojekten kritisch hinterfragen und uns auf zukunftsfähigere, effizientere Lösungen konzentrieren. Die Vision einer nachhaltigen Logistik erfordert innovative Ideen, die praktisch umsetzbar sind und nicht zu Lasten der Wirtschaftlichkeit und des Steuerzahlers gehen.  

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