Ende März haben sich die regierenden Parteien für mehrere Tage zusammen gesetzt, um die Weichen für die weitere Zusammenarbeit zu stellen. Unter anderem wurde ein schnellerer Ausbau der Autobahnen und des Schienennetzes beschlossen. Finanziert werden sollen diese Projekte durch die Verdopplung der LKW-Maut. Das trifft im Endeffekt auch den Endverbraucher, denn die Logistik muss die Transportpreise hier anziehen, weil durch die Verdopplung der Maut natürlich die Betriebskosten der einzelnen Transportunternehmer steigen. Produzenten und Händler werden dafür allerdings nicht auf ihre Gewinne verzichten wollen und diese Erhöhung auf die Produkte aufschlagen. Wer nun aber auf den Gedanken kommt, dass die Transportlogistik dafür verantwortlich ist, dass die Preise für den Endverbraucher steigen, dem sei gesagt, dass dies bei weitem nicht der Fall ist.
Transportpreise anhand von Butter
Nehmen wir als Beispiel einmal Butter. In einem Paket sind bekanntlich 250 gr. und somit passen ca. 80.000 Pakete Butter auf einen LKW. Wir nehmen einfach eine Strecke von rund 500 km vom Produzenten zum Zentrallager an, die wir pauschal mit 1.000 EUR Kosten kalkulieren. Hinzu kommen die Transportkosten, die entstehen, wenn die Milch bei den Landwirten abgeholt wird. Da die Milch regional abgeholt und verarbeitet wird, legen wir hier einen angenommenen Preis von 500 € zugrunde, die dafür aufgewendet werden. Rechnet man also diese insgesamt 1.500 € Transportkosten auf ein Paket Butter herunter, macht der Transport an sich noch nicht einmal 0,02 €, sprich 2 Cent aus. Das sind bei einem Angebotspreis von 1,49 € pro Paket somit nur 1,26 % des Preises! Eine Verdopplung der Maut würde sich hier also mit weniger als 0,01 € bemerkbar machen, die dann an den Handel weitergegeben werden. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass der Handel dies gerne als Argument nutzt, um dem Verbraucher zu suggerieren, dass die Preiserhöhung genau aus diesem Grund erfolgen muss. Vor nicht einmal 6 Monaten kostete ein Paket Butter übrigens noch über 3,- €! Dabei haben sich die Transportpreise in dieser Zeit kaum verändert.
Folglich kann man hier nicht davon sprechen, dass die Transporte ursächlich für diese doch erheblichen Preisschwankungen sind.
Logistik ist Mittelstand
In Deutschland sind 95 % der Transportunternehmer im Mittelstand anzusiedeln, mit Fuhrparkgrößen zwischen 1 und 30 Fahrzeugen.. Folglich wirken sich die Pläne der Bundesregierung unmittelbar auf den deutschen Mittelstand aus. Wir glauben nicht daran, dass die verladende Wirtschaft diese Kostenweitergabe 1 zu 1 akzeptieren wird. Denn in der Vergangenheit konnten wir häufig selbst miterleben, dass die Erhöhung nicht akzeptiert wurde bzw. nur nach langem und zähen Verhandeln.
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass große Handelsketten dazu neigen, die Vergabe der Transporte an den günstigsten Preis auszurichten. Dabei werden Punkte wie bspw. Zuverlässigkeit des Transporteurs, Erreichbarkeit der Disponenten und Ansprechpartner oder der allgemeine Kundenservice häufig ignoriert. Darüber hinaus wird nicht berücksichtigt, dass diese Strategie dazu führen kann, dass die Folgekosten umso höher ausfallen, wenn man bei der Wahl des Transportunternehmers einen Fehler begangen hat und man diesen schnellstmöglich korrigieren muss. Und genau diese Folgekosten können ein Grund dafür sein, dass Preise schwanken. Doch den Fehler des Einkäufers solcher Transporte auf die Logistik abzuwälzen und ihr den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben, ist natürlich einfacher, als von Anfang an über die Konsequenzen seines Handels nachzudenken.
Der Fall Gräfenhausen, faire Gehälter und schwache Kontrollen
Faire Preise sucht man in der Logistik leider oftmals vergeblich, denn die Konkurrenz aus dem europäischen Ausland schläft nicht. Und wie der Fall Gräfenhausen aktuell zeigt, fallen Fahrer trotz der Regeln des neuen EU-Mobilitätspakets der Praxis von höllischen Ausbeutern zum Opfer. In der Theorie sollen Fahrer den Mindestlohn erhalten, der in dem Land gilt in dem sie tätig sind. Aufgrund der mangelnden Kontrollen und der nicht Umsetzbarkeit dieses Gesetzes, gibt es sehr viele ausländische Firmen, die weiterhin zu wettbewerbswidrigen Konditionen EU-weit Transporte anbieten können. Deutschland hat übrigens in der EU einen der höchsten Mindestlöhne und dieser soll in diesem Jahr ebenfalls noch einmal ansteigen. Kontrollen über den anzusetzenden Mindestlohn für solche Transporte müssten im Land des Unternehmers stattfinden. Nur dazu sind die nationalen Behörden nicht befugt, weshalb hier weiterhin scharmlos das Fahrpersonal ausgebeutet wird. Prinzipiell sollte hier auch die Verladende Wirtschaft zur Verantwortung gezogen werden. Aber das Thema wird in einem der nächsten Blog-Beiträge aufgegriffen und vertieft werden.
Weitere Auswirkungen
Durch Baustellen und die erhöhte Maut kann es darüber hinaus auch zu Verzögerungen bei der Zustellung von Waren kommen. Die Baustellen sorgen oftmals für lange Staus, die den Warenfluss stören können und die erhöhten Mautgebühren können dazu führen, dass Logistiker alternative Routen fahren, um die Maut zu sparen. Dies ist aber nicht umweltfreundlich, da diese Alternativen sehr häufig wesentlich länger und zeitraubender sind als der direkte Weg.
Doch das müssen nicht die einzigen Folgen sein: Wie wir alle wissen, treiben hohe Kosten auch die Inflationsrate nach oben. Was das für die Endverbraucher, aber auch für das produzierende Gewerbe bedeutet, liegt auf der Hand. Der Markt wird beeinträchtigt, die Kaufkraft sinkt und man fängt an zu sparen. Um Kosten zu senken, damit man am Markt wettbewerbsfähig bleibt, verlegen etliche Firmen bereits ihre Produktionsstätten ins Ausland, weil dort die Betriebskosten deutlich geringer sind.
Trotz all dieser Unwägbarkeiten kann die OCS Spedition auf einen treuen Kundenstamm blicken und Mithilfe der von ihr generierten Zufriedenheit für eine #reibungsloselogistik sorgen.
Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.